Geschichte seit 1921

Der Anstoß zur Gründung einer Musikkapelle war ein Jubiläum. Gefeiert wurde das 25jährige Bestehen des Katholischen Jünglingsvereins in Düsseldorf. Eine ganze Schar Oberbarmer Jünglinge nahm an dieser Feier teil.

Als zur Eröffnung die Musikkapelle Montania aus Barmen und die Jünglingskapelle aus Unterbarmen aufzogen, verspürten viele Oberbarmer Jungs den Wunsch, eine eigene Kapelle zu gründen. Die anfängliche Begeisterung hatte Bestand.

Viele Schwierigkeiten, die am Anfang auftraten, wurden mit Elan gemeistert. Eine große Stütze in dieser Zeit war Kaplan Thöne. Die Oberbarmer Jungs fanden in ihm den Mann, der ihnen die nötige Sicherheit verlieh. Durch Haussammlungen, Geldspenden und Stiftungen von Instrumenten, war nach einem 1/4 Jahr der Anfang gemacht. Im September 1921 konnte mit den Proben begonnen werden. Es war ein voller Erfolg!

Otto Lehmkühler war der erste Dirigent der Kapelle. Er brachte manchem Jungen die ersten Flötentöne bei. Mit viel Liebe und Geduld erarbeitete er die ersten einfachen Liedchen. Nach den ersten Probemonaten nahte das Weihnachtsfest. Dieses Fest war eine gute Gelegenheit, sich der Pfarrei vorzustellen und sich gleichzeitig bei Gönnern und Spendern für das Vertrauen zu bedanken. Am Heiligen Abend 1921 erklangen zum ersten Male auf dem Kirchplatz in St. Johann Baptist die schönen Weihnachtslieder. Hieraus erwuchs eine Tradition, die sich bis heute erhalten hat.

Die Pfarrgemeinde war freudig überrascht und stärkte durch weitere Unterstützung und Aufgeschlossenheit der Kapelle den Rücken. Mit großem Eifer wurde danach weiter geprobt. Der musikalische Erfolg ließ dadurch natürlich nicht lange auf sich warten.

Schon bald wurden kleine Konzerte veranstaltet und in Festzügen mitgewirkt. Im Mai 1922 feierte der Jünglingsverein Oberbarmen sein 25jähriges Bestehen. Für die Kapelle das ganz große Erfolgserlebnis. Sie spielte ein großes Konzert auf dem Plateau der Barmer Stadthalle und auch Abends beim Festakt.

In den folgenden Jahren flaute die Begeisterung bei Einigen ab. Ein harter Kern aber blieb übrig und hielt die gute Sache aufrecht, so dass die Kapelle immer spielfähig blieb. Auch die Dirigenten wechselten häufig. Dann kam Gustav Zimmermann, ein sehr guter Musiker und Erzieher. Durch ihn blühte die Kapelle wieder auf. Er brachte die Laienmusiker auf ein hohes Niveau. Viele auswärtige Konzerte waren der Lohn seiner Arbeit. Prozessionen und Wallfahrten gehörten zu den Aufgaben der Kapelle. Mittlerweile wurde der beliebte Kaplan Thönes versetzt. Für ihn kam Kaplan Esser. Ein Musikliebhaber. Er wurde ein Vorbild für die Oberbarmer Jugend.

Es kam das Jahr 1933. Man zwang die Kapelle auf allen politischen Veranstaltungen zu spielen. 1934 wurden von den Machthabern alle konfessionellen Verbände und Vereine verboten. Das war ein großer Schlag, der die Kapelle hart traf. Man spielte zwar noch ab und zu bei Prozessionen, aber es nahm immer mehr ab. Dann wurden die Musiker nach und nach zur Wehrmacht einberufen, und so war nach 18 Jahren der erste Abschnitt beendet. Die Noten und Instrumente wurden eingepackt, einer unbestimmten Zukunft entgegensehend. Ein paar Musiker, die aus dem Krieg schon zu Hause waren, einige, die den Krieg zu Hause überlebt hatten, kramten zaghaft, sofern noch spielbar, ihre Instrumente wieder hervor. Sie erklangen zaghaft wegen der geringen Zahl der Musiker zum ersten Mal wieder 1945 bei der Prozession in St. Johann Baptist. Trotz der großen Not erklangen feierlich die ersten Choräle. Der Anfang war wieder gemacht!

So nach und nach kamen dann auch die Musiker wieder nach Hause. Noten, Instrumente, Jugendhäuser und Kirchen waren vernichtet. So war es erklärlich, dass der Anfang stockend vor sich ging. Man wusste nicht, wo man proben sollte. Endlich, 1950 in den Katakomben der Kirche St. Johann Baptist, fand sich die Möglichkeit, Freitags abends zu proben. Es war nur ein Behelf, aber man probte mit Hut und Mantel und je nach Wetterlage auch mit Schirm. Hauptsache man konnte wieder gemeinsam musizieren.

Der 2. November 1950 war ein wichtiger Tag. Ein versierter Musiker, August Beyer, kam aus dem Krieg zurück. Er erklärte sich sofort bereit, als Dirigent einzuspringen. Dieses Dirigat übte er über 20 Jahre aus. Nach dem Krieg bahnte sich ein großer Umbruch an. Alles wurde neu organisiert. Es gab keine Jünglings- und Männervereine mehr. Der Verein wurde dadurch selbstständig. Er wurde der „Musikverein Oberbarmen“, kurz “MVO” genannt. Es war somit kein christlicher Verein, aber angelehnt an die Pfarrgemeinde St. Johann Baptist.

Seit dieser Zeit gibt es einen Vorstand, ein Kassenbuch und eine jährliche Generalversammlung. Typische Vereinsmerkmale wie Satzung, Mitgliedsbücher, Beiträge und die Vereinsmeierei fehlten ganz. Durch die Übernahme der musikalischen Leitung durch August Beyer kam eine gewisse Linie in das Orchester. Durch den neuen Präses Kaplan Lohne fand sich auch endlich ein neuer Proberaum. In der Katholischen Schule an der Wichlinghauser Str. bekam das Orchester einen Klassenraum zugewiesen, so konnte auch im Winter angenehm geprobt werden. Das musikalische Ziel war gleich geblieben. Das Orchester spielte bei Prozessionen, kirchlichen Veranstaltungen, Altersheimen, Krankenhäusern und Konzerten für die Allgemeinheit in den Barmer Anlagen und im Nordpark.

Die Mitgliederzahl stieg durch den Zugang junger Leute wieder erfreulich an. Durch Sparsamkeit, freiwillige Beiträge und Spenden konnten Instrumente repariert und sogar neue gekauft werden. Es ging bergauf! Aus dem „Musikverein Oberbarmen“ wurde bald das „Blasorchester Oberbarmen“. Der Name wurde deshalb geändert, weil es in Oberbarmen mittlerweile drei Orchester gab und es dadurch zu Verwechslungen kam.

Im Jahr 1967 verloren wir durch die Schulreform unseren Proberaum in der Schule. Dank Pfarrer Schulz bekam das Blasorchester einen neuen Proberaum im Johanneshaus, wo es noch heute zu Hause ist. Die ganzen 60er Jahre brachten für das Orchester einen großen Leistungsanstieg. Es wurde einige Male nach Oldenburg zu Musikfesten eingeladen. Der Vergleich mit anderen Musikkapellen brachte neue Erkenntnisse und weitere schöne Erfolge.

Im September 1971 konnte das Blasorchester sein 50jähriges Jubiläum feiern. In würdigem Rahmen ließ man die vergangenen Jahre Revue passieren. Seit 1972 begleitet das Orchester jedes Jahr die Schützenbruderschaft in Beyenburg bei ihrem dreitägigen Schützenfest. Bis heute ist dieses Ereignis zur Tradition geworden und ein fester Bestandteil in unserem jährlichen Vereinsleben.

Julius Scholz löste 1978 August Beyer am Dirigentenpult ab, der in den wohlverdienten Ruhestand ging. Ein aufregendes und wichtiges Ereignis für das Orchester war die Teilnahme an dem Theaterstück der Wuppertaler Bühnen “Ich und Ich” von Else Lasker-Schüler. Von Oktober 1979 bis März 1980 stellte das Orchester unter professionellen Bedingungen eine Nazi-Kapelle dar, die im Feuerrauch unterging. Für Alle, die dabei mitwirkten, ein unvergessliches Erlebnis.

In der folgenden Zeit wechselte einige Male die Besetzung des Vorstands. Alle aber taten ihr Bestes zum Wohle des Vereins und so wurde in den vielen Jahren so manche Hürde erfolgreich genommen.

Besonders erwähnt sei hier die langjährige erfolgreiche Tätigkeit von Egon Rochowiak als 1. Vorsitzenden, der mit aufopfernder Liebe zum Verein immer das Beste für das Orchester erreichte. Er machte es u.a. möglich, dass das Orchester im März 1985 eine Messe im Kölner Dom musikalisch gestalten durfte.

1992 übernahm Herbert Langer die musikalische Leitung und machte durch seine geschickte Musikauswahl das Blasorchester auch für junge Leute interessant. Diese stießen wiederum durch die Jugendarbeit des damaligen 1. Vorsitzenden Rony John in erfreulichem Maße zum Orchester. Beim Dirigat unterstützt wurde Herbert Langer durch Wolfgang Heimann.

Im Jahr 2007 wechselte der 1. Vorsitz und André Braun übernahm die Geschicke des Vereins.

Seit 2013 hat Martin Langer die musikalische Leitung inne. Mit eigenen Arrangements moderner und traditioneller Stücke, die auf das Blasorchester abgestimmt sind, hat er das hohe musikalische Niveau gehalten und stellenweise weiter erhöht.